Frankreich verfügt über unabhängige Abschreckungsstreitkräfte, die einen ausschließlich defensiven Charakter haben und die vitalen Interessen des Landes schützen sollen. Diese umfassen eine luftgestützte und eine seegestützte Komponente. Letztere, die Force Océanique Stratégique, sichert die ständige Patrouille auf See der Atom-U-Boote SNLE. Sie transportieren das Interkontinentalraketensystem M51, das ArianeGroup als industrieller Hauptauftragnehmer für die Beschaffungsbehörde des französischen Verteidigungsministeriums (DGA) und die französische Marine liefert.
Die M51 ist eine dreistufige Rakete mit Feststoffantrieb vom Typ MSBS (Mer-Sol Balistique Stratégique), einer Gesamtmasse von über fünfzig Tonnen und einer Höhe von zwölf Metern. Jedes Atom-U-Boot (SNLE) der strategischen ozeanischen Streitkräfte ist mit sechzehn Raketen bestückt, die ihre Nutzlast über eine interkontinentale Entfernung von mehreren tausend Kilometern transportieren können.
Die M51 wird unter Wasser von einem U-Boot aus gestartet, durchquert die Atmosphäre und erreicht im Weltraum eine Höhe von über 2.000 Kilometern, d. h. weit jenseits des niedrigen Erdorbits. Anschließend tritt sie mit einer Geschwindigkeit von 20.000 km/h (Mach 20) wieder in die Atmosphäre ein. Die M51 verfügt über geballte Weltraumtechnologie, die Höchstleistung, Präzision und Zuverlässigkeit kombiniert. Da die Glaubwürdigkeit der Abschreckung auf Kontinuität beruht, muss das System jederzeit seine volle Einsatzbereitschaft nachweisen können.
ArianeGroup entwickelt das Raketensystem M51 als industrieller Hauptauftragnehmer für die französische Beschaffungsbehörde DGA. In dieser Funktion ist das Unternehmen am gesamten Lebenszyklus des Programms beteiligt: Vorstudien, Entwicklung, Produktion, Wartung/Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft (MCO) bis hin zur Demontage der Systeme am Ende des Lebenszyklus.
Die Teams von ArianeGroup sorgen für eine optimale und ständige Verfügbarkeit des Raketensystems an Bord der U-Boote der französischen Marine und am Marinestützpunkt Île Longue in der Bucht von Brest. Die Aktivitäten von ArianeGroup umfassen sowohl die Rakate selbst als auch die Mittel für Integration und Tests, die Einsatzmittel am Stützpunkt zur Verladung der Raketen in die U-Boote sowie die Kontroll-/Steuersysteme an Bord der Atom-U-Boote.
Die M51 ist seit 2010 in Betrieb und die fünfte Generation der französischen ballistischen Raketen. Die Rakete wird inkrementell weiterentwickelt, um den wechselnden geostrategischen Rahmenbedingungen und dem Bedarf Frankreichs Rechnung zu tragen. ArianeGroup ist als einziges europäisches Unternehmen in der Lage, eine strategische Rakete zu entwickeln und zu produzieren. In dieser Position muss der Konzern ständig auf dem neuesten Stand der Technik bleiben und seine Leistung auf höchstem Niveau halten.
Derzeit ist die Version M51.2 in Betrieb. Ihr Nachfolger wird die Version M51.3 sein, die im November 2023 ihren Qualifikationsstart auf der ballistischen Startbasis (BLB) der DGA Essais de Missile in Biscarrosse erfolgreich absolviert hat. Die M51 wird regelmäßig mit Übungsraketen ohne nukleare Ladung getestet, entweder in Form von Starts im Testbecken der Anlage in Biscarrosse oder durch Abnahmestarts von einem Atom-U-Boot aus.
Bei Raumtransportsystemen ist die Dualität eine wesentliche Komponente der Glaubwürdigkeit und Leistung. Innerhalb von ArianeGroup nutzen die zivilen und militärischen Programme gemeinsame Technologien, Fachbereiche, Kompetenzen, Projektführungsmethoden, Produktionsweisen sowie eine ständige Wachsamkeit über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg. Obwohl ihre Ausstattung naturgemäß unterschiedlich ist, haben die beiden Trägerraketen Ariane und M51 zahlreiche Gemeinsamkeiten: mehrere Stufen, Feststoffantrieb, Austritt aus der Atmosphäre, hohe Präzision bei der Einhaltung der Flugbahn und Positionierung der Nutzlasten.
Bei ArianeGroup arbeiten fast 3.000 Mitarbeiter im Dienste der Verteidigung und des Schutzes der Bürger. Das Programm M51 beruht auf ihrem Fachwissen, in Kombination mit dem Know-how und den technologischen Kompetenzen von fast 900 französischen Industrieunternehmen, davon 400 KMU aus allen Regionen Frankreichs.