Der Abbau und die Dekontamination von Verteidigungssystemen, der energetischen, pyrotechnischen und chemischen Produkte, die in ihrer Zusammensetzung enthalten sind, sowie alter chemischer Munition gehören zu den Kompetenzen, die ArianeGroup sowohl für den eigenen Bedarf als auch im Auftrag staatlicher Kunden entwickelt hat. Das Unternehmen hat in den Bereichen kritische Infrastrukturen und Kontrolle von nuklearen, radiologischen, chemischen und explosiven Gefährdungen mehrere umweltverträgliche Verfahren und schlüsselfertige Lösungen entwickelt.
In der Produktion und im Betrieb von Feststofftriebwerken für Trägerraketen in Raumfahrt und Verteidigung werden energetische Materialien eingesetzt. Die Abfälle aus der Triebwerksproduktion und bei ballistischen Raketen am Ende ihrer Betriebslebensdauer sowie der Treibstoff, der bei der Entsorgung der Triebwerke anfällt, müssen auf umweltverträgliche Weise aufbereitet werden.
Die Licorne™-Anlage (Ligne Industrielle de Collecte des Objets pyrotechniques et de Réduction Naturelle des Effluents) behandelt den Raketentreibstoff auf sichere und umweltverträgliche Weise. Bei diesem Verfahren wird der Hauptbestandteil Ammoniumperchlorat ohne Freisetzung schädlicher Gase entfernt. Das Ammoniumperchlorat wird durch Einweichen des Treibstoffs in Wasser extrahiert und anschließend von spezifischen Bakterien abgebaut, wodurch ein Abwasser erzeugt wird, das die gesetzlichen Vorschriften erfüllt.
Die Licorne™-Anlage wird seit über zehn Jahren am ArianeGroup-Standort Saint-Médard-en-Jalles (Nouvelle-Aquitaine) betrieben und kann 300 Tonnen Ammoniumperchlorat pro Jahr aufbereiten. Die französische Wehrbeschaffungsbehörde (DGA) ist Finanzpartner des Projekts und der Hauptkunde dieser Einheit.
Eine biologische Anlage desselben Typs befindet sich im Raumfahrtzentrum Französisch-Guayana in Kourou zur Behandlung von Ammoniumperchlorat-Abfällen aus der Produktion der Feststofftriebwerke P120C, die für die Trägerraketen Ariane 6 und Vega-C verwendet werden.
Pyrotechnische Materialien werden in vielen Bereichen der Industrie eingesetzt, z. B. in der Raumfahrt-, Verteidigungs-, Luftfahrt- und Automobilindustrie, um verschiedene Funktionen zu erfüllen, wie z. B. Antrieb, Aktivierung, Trennung oder schnelle Gaserzeugung (z. B. zum Aufblasen eines Airbags).
Bei Demontage, Recycling oder Dekontamination geht es darum, ein breites Spektrum an Produkten, insbesondere Nitroverbindungen wie Nitrocellulose oder Nitroglycerin, sicher und umweltfreundlich aufzubereiten. Zu diesem Zweck hat ArianeGroup mit Unterstützung der Region Nouvelle-Aquitaine und in Partnerschaft mit dem dänischen Start-up-Unternehmen Aquarden Technologies das Verfahren Elixir™ entwickelt.
Die Technologie von Elixir™ ermöglicht es, feste organische pyrotechnische Abfälle ohne Schadstoffemissionen durch die Eigenschaften von überkritischem Wasser zu vernichten. Bei einem Druck von 220 bar und einer Erhitzung auf 374 °C bleibt der Zustand von Wasser flüssig, aber seine Dichte verringert sich um das Zehnfache. In diesem sogenannten überkritischen Zustand hat Wasser gasähnliche Eigenschaften und wird somit zu einem hervorragenden Lösungsmittel für alle organischen Stoffe. Der Abfall wird in einer nahezu perfekten Reaktion bis auf atomare Ebene zersetzt, wobei ein leicht saures Wasser ohne organische Bestandteile (je nach behandeltem Produkt) zurückbleibt, das in eine Kläranlage eingeleitet werden kann.
ArianeGroup bietet Unternehmen entweder die Behandlung ihrer Abfälle mit eigenen Mitteln oder die Lieferung und schlüsselfertige Installation des Verfahrens Elixir™ vor Ort an.
Jedes Jahr werden auf den früheren Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs mehrere Tonnen alter chemischer Munition freigelegt. Das französische Verteidigungsministerium hat über die Wehrbeschaffungsbehörde (DGA) ArianeGroup mit dem Bau und Betrieb einer speziellen Anlage beauftragt, in der diese chemischen Waffen gemäß den geltenden Vorschriften unter sicheren Bedingungen für Personal und Umwelt vernichtet werden können.
Diese vollständig robotergesteuerte Anlage namens Secoia (Site d’Élimination de Chargement d’Objets Identifiés Anciens) befindet sich südlich des Standorts Mailly le Camp im Departement Aube. Dort wird die chemische Munition durch kontrollierte Detonation in einer gepanzerten und luftdichten Kammer vernichtet.